Die Geschichte der FF Adlershof

"Gerade neigte sich ein warmer Spätsommerabend zur Nacht, da gellte der Ruf „Feuer in Schönerlinde" durch die Gassen der Köpenicker Altstadt, ließ die Wehrleute zum Spritzenhaus eilen und kurz danach vier Gespanne der Freiwilligen Feuerwehr über die Lange Brücke beim Schloß jagen, wo zwischen Glienicker, Rudower und Grünauer Straße das kleine böhmische Dorf lag. Hier mußten die Pferde in Richtung Adlershof gelenkt werden, von woher der weithin sichtbare Feuerschein zu kommen schien. Wenige Minuten später schreckten die über die sandige Dorfstraße rumpelnden Gefährte die sich gerade zur Nachtruhe begebene 330-Seelen-Gemeinde auf. Das Feuer loderte jedoch auch hier nicht, sondern im einige Kilometer entfernten Rudow. Nach hastiger Fahrt über die ausgefahrene Landstraße versuchten die wackeren Köpenicker Wehrleute auf dem Hof des Bauern Heberecht von dessen lichterloh brennenden Doppelscheune zu retten, was noch zu retten war."

Historischer Bericht vom 26. August 1880

Aufgrund der Zunahme von Bränden durch die Industrialisierung Ende des 19. jahrhunderts, wurden in vielen Orten freiwillige Feuerwehren gegründet. So auch in Adlershof im Jahre 1890.


Übersicht:

  • 2. November 1890 Gründungsversammlung
  • 13. Dezember 1890 erste Gerätschaften "eingeholt"
  • 1891 hölzerner Steigeturm auf dem Hof der neu errichteten Schule; Feuerwehr untersteht dem Magistrat und darf nur mit Genehmigung des Gemeindevorstands ausrücken
  • 12. März 1891 feierliche Übergabe einer Saug-, einer Druckspritze, eines Schlauch- und eines Wasserwagens
  • 24 November 1901 Alarmierungsübung  mit umliegenden Wehren mittels des neuartigen Fernsprechers; 135 Mann in 35 Minuten zur Stelle
  • 1902 Oberführer-Franke-Stiftung anlässlich 10-jährigen Dienstjubiläums zur Unterstützung in Not geratener Wehrleute

  • 10. November 1904 Patenschaft mit der FF Rudow zu deren Gründung
  • 6. Februar 1905 Weigerung des Gemeindevorstehers Gustav Ruzitschka, die Wahl des neuen Oberführers Hans Lutze zu bestätigen, da dieser sich negativ über Obrigkeit und zu Mißständen im Ort geäußert hatte; auch nach Neuwahl keine Änderung; amtliche Verfügung Uniformen und Ausrüstung abzugeben; Wache wurde versiegelt
  • 28. April 1905 Aufruf zu einer Protestversammlung; über 700 Adlershofer kommen zusammen; kein Einlenken der Obrigkeit
  • 10. August 1905 Verhandlung mit "Friedenskommission" führen zur Wahl Paul Krieschs
  • 26. September 1908 Einweihung der neuen Feuerwache  mit einem 18m hohen Steigeturm in der Selchowstraße
  • 1913 elektrische Feuermeldeanlage mit 10 öffentlichen, 2 betrieblichen Meldern und 31 Hausweckern (Alarmierung der Kameraden zu Hause - ohne, dass eine weithin hörbare Sirene eingeschaltet werden muss) in Adlershof installiert
  • 1914 - 1918 insgesamt 54 Kameraden wurden zum Kriegsdienst eingezogen
  • 1920 Adlershof wird Stadtgemeinde von Groß-Berlin; die Freiwillige Feuerwehr untersteht nun der Berufsfeuerwehr; Gründung des Verbands der "Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Berlin"
  • 2./3. November 1930 großes Fest zum 40-jährigen Jubiläum
  • 1933 Feuerlöschwesen wird als Feuerlöschpolizei dem Polizeipräsidenten unterstellt
  • September 1934 Festumzug zum 180. Jahrestag der Gründung Adlershofs
  • 1945 Rote Armee richtete in der Alten Schule Lazarett ein und beansprucht auch vorübergehend die Feuerwache
  • 7. September 2002 Feierlichkeiten zum 112-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Adlershof

Historische Einsätze

 

27. März 1892 Waldbrand östlich des Ortes; es brannte an neun Stellen gleichzeitig, der Brandstifter wurde gefasst

 

10. Mai 1904 Brand im Versuchslabor der chemischen Fabrik am Glienicker Weg

 

23. April 1909 Dachstuhlbrand in der 2. Gemeindeschule für Mädchen an der Radickestraße

 

22. Mai 1917 Brand in chemischer Fabrik C.F.A. Kahlbaum am Glienicker Weg;

viele der 9000 gelagerten Granaten explodierten ebenso wie 25t Sprengstoff; 200m hoher Rauchpilz; Übergreifen auf großes Pulverlager und Äthervorräte konnte verhindert werden; Zusammenarbeit mit 30 Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Teltow und Berufsfeuerwehr aus Berlin; Schaden in Millionenhöhe; Löscharbeiten dauerten bis zum 30. Mai


 "Ob Jude, Heide oder Christ,

Ob reich, ob vornehm, arm er ist,

Ob Zentrumsmann, ob liberal,

Konservativ, ob sozial,

Die Feuerwehr hilft überall!"

Max Woratz, Denkschrift zum 40. Jubiläum der FF Adlershof 1930

Historische Einsätze

 

3. Juli 1926 Wolkenbruch; Straßen und Keller unter Wasser; Aufräumarbeiten dauerten bis 7. Juli


Bei Einsätzen, Übungen und im Krieg zu Tode gekommene Kameraden

 

1893 Theodor Schnell († 43) - Unfall bei Übung am Steigeturm

 

1914 - 1918 sieben im Krieg Gefallene

 

 

Wehrleiter der FF Adlershof

 

1890 - 1894 Oberführer Alfred Bücher

1894 - 1905 Oberführer Carl Franke

1905 - 1912 Oberbrandmeister Paul Kriesch

1912 - 1913 Oberbrandmeister Rudolf Suckow

1913 - 1920 Oberbrandmeister Max Woratz

1920 - 1936 Brandinspektor Otto Hühnlein

1936 - ????

???? - 1951 Oberbrandmeister Karl Sack

1951 - 1970 Oberbrandmeister Georg Kilian

1970 - 1972 Brandmeister Heinz Preußner

1972 - 1977 Brandmeister Heinz Schakow

1977 - 1978 Unterbrandmeister Hartmut v. Dufay

1978 - 1980 Brandmeister Detlef Hypscher

1980 - 1987 Unterbrandmeisterin Roswitha Kubacki

1987 - 1990 Brandinspektor Rudi Minzapost

1990 - 1991 Hauptbrandmeister Frank Mehnke

1991 - 2000 Brandmeister René Götze

2000 - 2003 Brandinspektor Ringo Wels

seit 2003 Brandinspektor Matthias Gaefke


Quelle: Ortschronist Rudi Hinte († 2018) in der Adlershofer Zeitung 1997




 

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